Titelthema: Die Wasserwacht des DRK

DRK-Rettungsdrohne trifft Wärmebildkamera

Das DRK in Mecklenburg-Vorpommern und die Hochschule Neubrandenburg schließen ein gemeinsames Projekt zu Wärmebild-Drohnen in der Rettung erfolgreich ab. Es liefert wichtige Erkenntnisse, Spezialdrohnen für die Vermisstensuche optimal einzusetzen. Das Vorhaben konnte mit Hilfe der ADAC Stiftung realisiert werden. 

Drohnen haben innerhalb des Deutschen Roten Kreuzes in Mecklenburg-Vorpommern einen besonderen Stellenwert. Seit 2017 werden sie dort testweise in der Wasserwacht und seit 2018 flächendeckend eingesetzt, um bei der Rettung von Menschen zu helfen und die Vermisstensuche aus der Luft zu unterstützen. Nach den vielversprechenden Erfahrungen knüpfte kürzlich ein neues Projekt mit dem Schwerpunkt Wärmebildtechnologie daran an. Thomas Powasserat, Landesreferent der Wasserwacht im DRK-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, erklärt den damaligen Ausgangspunkt: „Wärmebilder sollen uns helfen, Vermisste noch schneller zu finden. Wir wollten herausfinden, ob es geeignete Technik für unsere Einsatzszenarien gibt und welche Besonderheiten bei der Auswahl von Drohne und Kamera sowie bei den Einstellungen berücksichtigt werden müssen. Außerdem war das Ziel, den Einfluss von Wind und Wetter sowie Grenzen der Technik auszuloten." Bei der Umsetzung des Vorhabens konnte das DRK wie schon zuvor auf die Hochschule Neubrandenburg als zuverlässigen und engagierten Partner setzen. Finanzielle Unterstützung fanden sie in der ADAC Stiftung, die das Projekt mit 25.000 Euro förderte.

Etwa ein Jahr lang haben sich Martin Kiskemper und Felix Weidemann aus dem Fachbereich Geodäsie und Messtechnik der Neubrandenburger Hochschule intensiv mit Wärmebild-Drohnen befasst, um die Rettungs- und Suchmissionen des DRK in Mecklenburg-Vorpommern künftig noch effektiver zu machen. „Wir haben zwei Systeme im Vergleich getestet, Einstellungsmöglichkeiten ausprobiert und unterschiedliche Einsatzbedingungen an Binnenseen und Ostseeküste betrachtet“, sagt Felix Weidemann, der als Geodäsie-Student die Versuche durchführte. Die Idee, Felix Weidemann in das Projekt einzubinden, hatte der wissenschaftliche Hochschulmitarbeiter Martin Kiskemper, da Weidemann nicht nur ein engagierter Student, sondern auch Mitglied der Wasserwacht und mit dem täglichen Einsatzgeschehen somit bestens vertraut ist. Der Student überflog zunächst den Tollensesee, testete dann in Karlshagen und Zinnowitz den Einsatz an der Küste. „Die Überlagerung von Wärme- und RGB-Bild erzielte die besten Ergebnisse, um Personen im Wasser zu finden. Ich konnte die besten Einstellungen und Kameraperspektiven identifizieren, um die Sichtbarkeit von Personen im Wasser zu erhöhen und starke Reflexionen zu verringern“, berichtet Felix Weidemann. 

Um das gesammelte Wissen weiterzugeben, wurde eine Fortbildung für die Drohnenpilotinnen und -piloten zum Einsatz von Wärmebildkameras entwickelt. Das E-Learning-Angebot wird über den sogenannten DRK-Lerncampus realisiert. Über die Plattform werden im DRK Schulungen zum Arbeits- und Datenschutz, aber auch Ausbildungen für die Katastrophenschutzhilfe angeboten. Diese Art der Weiterbildung entspricht nicht nur allen aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln, sondern kommt auch der Lebenswelt der Ehrenamtlichen entgegen, die zeit- und ortsunabhängig lernen können. 

„Mit diesem Projekt ist uns ein weiterer, wichtiger Meilenstein gelungen. Wir haben jedoch noch viele Ideen, wie die Drohne weiterentwickelt werden kann. Durch moderne Technik und das Know-how der Hochschule wollen wir noch mehr Sicherheit schaffen – beim Fliegen und beim Auffinden von Vermissten. Langfristiges Ziel ist es, dass die Technik die Bilder zukünftig automatisch interpretiert und erkennt, wenn jemand ertrinkt“, so Thomas Powasserat. 

Erfahrungen bereichern Arbeit in anderen Gemeinschaften 
Nicht nur in der Wasserwacht gibt es Drohnen-begeisterte Retterinnen und Retter. Auch in anderen Rotkreuz-Gemeinschaften machte sich Interesse breit, insbesondere in der Rettungshundestaffel in Mecklenburg-Vorpommern. Der DRK-Kreisverband Ostvorpommern-Greifswald e. V. gründete beispielsweise eine Rettungsdrohnenstaffel, um alle Aktivitäten rund um Drohnen zu bündeln. Diese ist eng an die Rettungshundearbeit angebunden. 

„Die Drohnen sind die ideale Ergänzung zur Rettungshundearbeit“, meint Anette Quandt, DRK-Landesbeauftragte für Rettungshundearbeit und Leiterin der Rettungshundestaffel im genannten DRK-Kreisverband. Während die Drohne große Freiflächen und unzugängliche Bereiche absucht, können sich Vierbeiner und Hundeführung auf die Waldgebiete konzentrieren. Die Luftbilder liefern den Rettungsteams wichtige zusätzliche Informationen zur Beschaffenheit des Geländes, der Vegetation oder zu vorhandenen Hindernissen, wie Gewässern, Zäunen, Gebäuden und Mooren. Die Suche kann so noch gezielter geplant werden. „Das erspart wichtige Zeit“, sagt die Leiterin. 

Luftbilder helfen schon länger bei der Vermisstensuche. Ein Hubschrauber stand bei Suchaktionen vielfach unterstützend zur Seite, ist jedoch nicht immer verfügbar. Die Drohne ist sehr viel flexibler einsetzbar. Sie kann direkt über Grundstücken und verschiedenen Geländearten in geringer Höhe fliegen, ermöglicht einen anderen Blickwinkel und kann diesen auch schnell wechseln und Objekte seitlich betrachten. Angefragte Suchgebiete waren bisher große Felder und Freiflächen, Wassergräben, Gartenhaus- und Kleingärtensiedlungen, Straßen und Straßenränder, Bahngleise, an Bahndämme angrenzende Gebiete sowie Flüsse, Schilfgürtel und Ufer. Für die verschiedenen Anforderungen bringt die Drohne noch weitere Vorteile mit: Sie ist schnell einsatzbereit und kann unkompliziert mit ins Einsatzfahrzeug geladen werden. Außerdem kann die Drohne dank ihrer Thermalkamera Menschen auch bei Dunkelheit aufgrund ihrer Körperwärme erkennen. 

Die Retterinnen und Retter nehmen eine steigende Bedeutung von Drohnen für Einsätze im Katastrophenschutz und bei der Suche nach vermissten Personen wahr. Umso besser, wenn die Gemeinschaften im DRK von den gesammelten Erfahrungen gegenseitig profitieren können. 

Ein Beitrag von: 
Franziska Krause 
Öffentlichkeitsarbeit & Datenschutzkoordinatorin
DRK-Kreisverband Ostvorpommern-Greifswald e. V. 


Erfolgsstory – die Schulschwimmwoche BAYERN SCHWIMMT

Das primäre Ziel der Wasserwacht ist die Verhinderung des Ertrinkungstods. An der Erreichung dieses Ziels arbeiten wir nicht nur durch unsere professionelle ehrenamtliche Wasserrettung, sondern auch durch die Breitenausbildung im Schwimmen und Rettungsschwimmen. Denn schwimmen zu können, ist der allerbeste Schutz vor dem Ertrinken. Als neuer Baustein wurde 2019 erstmals das Projekt BAYERN SCHWIMMT durchgeführt. 

Hintergrund ist der abnehmende Anteil der schwimmfähigen Bevölkerung. Immer mehr Schwimmbäder schließen, die Fahrzeiten werden länger oder Familien gehen eher ins nähergelegene Spaßbad. In den Jahren 2020 und 2021 waren die Bäder wegen der Corona-Pandemie zeitweise komplett geschlossen, so dass weder Schwimmunterricht der Schulen noch Schwimmkurse stattfinden konnten. 

Rückblick 2019 – Ehrenamtliche erteilen Blockunterricht 
Im Rahmen des Projekts boten die Ortsgruppen der Wasserwacht in einer Juliwoche Blockunterricht für die vierten Klassen an. Konkret bedeutete dies, dass die Kinder tägliche Unterrichtseinheiten (Doppelstunden) im örtlichen Schwimmbad erhielten, mit theoretischen Inhalten und vor allem viel Zeit zum Schwimmen. Der letzte Tag war reserviert für die Abnahme der Schwimmabzeichen. Ziel von BAYERN SCHWIMMT ist die Verbesserung der Schwimmfähigkeit aller Kinder, am besten mindestens durch das Erreichen des Deutschen Schwimmabzeichens in Bronze. Denn mit diesem Abzeichen zeigen die Kinder, dass sie sich eine gewisse Zeit gut über Wasser halten und vor allem, sich gut im Wasser (mit dem Kopf unter Wasser) orientieren können – beides im Notfall überlebenswichtige Fähigkeiten. Die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner übernahm die Schirmherrschaft und Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo unterstützte das Pilotprojekt, ebenso die Schwimmerin Alexandra Wenk sowie TV-Redakteur „Checker Tobi“ alias Tobias Krell. Die teilnehmenden Kommunen waren den Ehrenamtlichen eine große organisatorische Hilfe. Sie stellten Schwimmbäder zur Verfügung, unterstützten die Aktion finanziell. Über 4.000 Kinder von rund 60 Schulen erreichten in der Woche mindestens eins der Schwimmabzeichen. 

BAYERN SCHWIMMT 2020 und 2021 – Gleiches Motto, neues Format 
Sommer, Sonne, sicher schwimmen! Seit Beginn der Corona-Pandemie fielen der reguläre Schwimmunterricht sowie Schwimmkurse größtenteils aus. Das Konzept wurde auf die neuen Gegebenheiten angepasst, so dass Kinder mit Hilfe ihrer Eltern die Grundlagen erlernen, gemeinsam im Sommer üben und noch das ein oder andere Schwimmabzeichen erlangen können. Um möglichst viele Kinder zu erreichen, wurde das Projekt BAYERN SCHWIMMT digital mit Video-Tutorials umgesetzt (siehe www.bayernschwimmt.de). Erstellt wurden die Videos mit Hilfe von ehrenamtlichen Ausbilderinnen und Ausbildern der Wasserwacht, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die Tutorials einbrachten. 
Inhaltliche Schwerpunkte lagen dabei auf den folgenden drei Kernbereichen: 

  1. Die Kinder sollten als wichtigste Vorbeugung gegen Unfälle im Wasser sicher schwimmen lernen. Neben den Grundlagen wurden Schwimm-Tutorials erstellt, in denen die Ausbilderinnen und Ausbilder praktische Übungen für Eltern und Kinder rund um das Brustschwimmen zeigen. 
  2. Das Kennenlernen der Baderegeln, um Gefahren zu erkennen und vermeiden zu können. Deren Missachtung bzw. Unkenntnis ist eine häufige Ursache für Unfälle am und im Wasser. Darauf wurde in den Videos anschaulich eingegangen, wie auch auf die Notfallsituationen und wie man sich dann verhält. 
  3. Der dritte Schwerpunkt liegt auf dem Wissen und Zutrauen, wie sie sich oder anderen Personen helfen können, die in Gefahrensituationen kommen. 

Auch 2021 findet die Aktion Corona-konform als digitales Projekt statt. Aktuell laufen die Arbeiten für Video-Tutorials zum „Seepferdchen“ und zum Deutschen Schwimmabzeichen in Bronze. Mit Ausblick auf die großen Ferien werden zudem Lerninhalte zum sicheren Schwimmen am Badesee vorbereitet. Ergänzt werden die Tutorials durch Lehrmaterial zur Sicherheit am Wasser und zu den Baderegeln. Die Ortsgruppen der Wasserwacht- Bayern werden ebenfalls digital eingebunden, so dass bayernweit Impulse für die Sicherheit der Kinder am und im Wasser gesetzt und über Presse und Social Media breit zur Verfügung gestellt werden.

Ein Beitrag von: 
Damaris Sonn 
Referentin für Presse-und Öffentlichkeitsarbeit 
Wasserwacht-Bayern 


Die Wasserwacht des DRK in Zeiten der Pandemie

Die Corona-Pandemie hat auch vor der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes nicht haltgemacht. Andreas Paatz, Bundesleiter der Wasserwacht des DRK, hat uns im Interview erzählt, wie sich der Alltag der Wasserwacht durch die pandemiebedingten Einschränkungen verändert hat und welche Prognosen sich daraus für die Zukunft ableiten lassen.

Welche Auswirkungen hat die Corona- Pandemie auf die Arbeit der Wasserwacht? 
Die Corona-Pandemie hat gravierende Auswirkungen, auch auf die Arbeit der Wasserwacht. Wir sind in unserer Ausbildungsarbeit erheblich eingeschränkt und können seit dem Beginn des ersten Lockdowns keine Schwimmkurse und Rettungsschwimmkurse anbieten. In unserem Leitbild statuieren wir ja gerade unsere Verantwortung in der Prävention vor dem Ertrinkungstod, in dem wir festschreiben, „die Wasserwacht bringt der Bevölkerung das Schwimmen bei“. Für unsere Einsatzdienste an den Gewässern haben wir Schutzkonzepte entwickelt und unseren Helferinnen und Helfern Handlungsanleitungen gegeben, um unsere Einsatzkräfte bestmöglich vor einer Ansteckung zu bewahren. Auf der anderen Seite beflügelt die Pandemie aber auch unsere Innovationskraft und wir konnten zum Beispiel alternative Ausbildungskonzepte (virtuelles Lernen) entwickeln und voranbringen. Wir akzeptieren die Restriktionen und arbeiten an zukunftsfähigen Lösungen. 

Lässt sich die Einsatzfähigkeit vor Ort trotz Kontaktbeschränkungen und AHA-Regeln denn aufrechterhalten? 
Die Schutzkonzepte, die wir entwickelt haben, bieten ja nur den Rahmen. Wir sind im regen Austausch mit den Mitgliedsverbänden und unterstützen unsere Gliederungen bei der individuellen Ausgestaltung. Zum Glück bieten die Wachstationen an den Freigewässern oft die Möglichkeit, die Einsatzkräfte räumlich zu entzerren und mittlerweile sind ja die medizinischen Masken im Alltag angekommen. Aber klar, wenn ein Ertrinkender aus dem Wasser gerettet werden muss, dann geht es halt nicht ohne Kontakt. 

Aufgrund der Pandemie konnte nur eingeschränkt Schwimmunterricht stattfinden, sodass viele Kinder nicht ausreichend geschult sind. Welche Probleme leiten sich hieraus für die Zukunft ab? 
Das ist ein großes Problem. Wir konnten keine Schwimmkurse anbieten, aber auch bei Kindern und Jugendlichen, die bereits schwimmen können, fehlt natürlich die schwimmerische Praxis. Auch wird sich die mangelnde Wasserfitness in Verbindung mit der Verschlechterung der Schwimmfertigkeiten auswirken. Wir werden präventiv an den Stränden und Ufern auftreten und aufklären. Wir bereiten uns jetzt aber auch schon in unseren Gliederungen auf die Wiedereröffnung der Bäder vor, um dem Ansturm auf die Schwimmkurse gerecht zu werden. 

Wie ist die Stimmung im Hinblick auf den nahenden Sommer und die Ferienzeit? 
Wir rechnen damit, dass auch in diesem Jahr sehr viele Menschen Urlaub zu Hause machen werden. Und natürlich werden Badeseen sowie Ost- und Nordsee sehr gut frequentiert sein. Wir gehen nicht von einem außergewöhnlichen Anstieg der Unfälle aus, der sich nur an der Corona-Pandemie festmachen lässt. Auch in der vergangenen Saison waren die Hauptursachen für Ertrinkungsunfälle Übermut, Leichtsinn und leider auch Alkohol. Die Wasserwacht wird verstärkt auf Kommunikation und Prävention setzen. Bei Fehlverhalten klären wir auf und natürlich schauen wir auch verstärkt nach links und rechts. Wir bieten Kommunen an, öffentliche Badestellen mit unseren Ressourcen zu besetzen, um auch hier zu unterstützen und unbewachte Badestellen zu reduzieren. 

Welche großen Herausforderungen aber auch Chancen sehen Sie für die Wasserwacht nach der Pandemie? 
Die Pandemie hat gezeigt, dass der Bevölkerungsschutz aktueller denn je ist. Wir gehen von einer verstärkten Unterstützung unseres Engagements durch die politischen Entscheiderinnen und Entscheider aus. Aber auch unsere Projekte zum Schwimmen lernen sind im Fokus. Dort erwarten wir auch eine sehr breite Akzeptanz und gehen von einer gezielten Förderung aus. Und natürlich sind wir als Wasserwacht in der Pandemie auch öffentlich wahrgenommen worden, sei es in den Teststationen oder Impfzentren. Alle, die sich für unsere Arbeit interessieren, sind herzlich willkommen. 

Vielen Dank für das Interview. 

Bilder: © DRK-Kreisverband Ostvorpommern-Greifswald e. V., Wasserwacht-Bayern, A. Paatz / privat