Rettungskette 5G: Technologischer Wettlauf gegen die Zeit

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Der DRK-Kreisverband Aalen ist Partner des Forschungsprojekts „Rettungskette 5G“. Dieses Projekt verfolgt die Vision und Zielsetzung, die Notfallversorgung entlang der traditionellen Rettungskette durch den Einsatz neuer Technologien zu verbessern. Die vom DRK in Aalen initial entwickelte Projektidee wird im Rahmen des 5G-Innovationsprogramms des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. 

Beschreibung des Projektvorhabens
Notruf, Erste Hilfe, Rettungsdienst, Klinik: Das sind die konventionellen Glieder, die im Notfall ineinandergreifen. Dabei stellt sich die Frage, ob die starre zeitliche Abfolge durch innovative Technologien aufgebrochen werden kann, um wertvolle Zeit zu sparen und die Versorgungsqualität zu verbessern. Ansätze wie die Anleitung von Ersthelfenden zur Telefonreanimation durch die Leitstelle oder das Alarmieren von Helfer-vor-Ort-Gruppen sind bereits erfolgreich in der Anwendung.

Im Rahmen des Innovationsprojekts „Rettungskette 5G“ wird insbesondere erforscht, welche Verbesserungspotenziale der Einsatz von 5G-Technologie in Verbindung mit Telemedizin bietet. Welche Optimierungen sind möglich, um das therapiefreie Intervall bei Reanimationen zu verkürzen? Wie kann die Reanimationsqualität verbessert werden? Kann die Klinik frühzeitiger und besser in die präklinische Versorgung eingebunden werden? Wie können präklinische und klinische Ressourcen optimiert und effizienter eingesetzt werden?

Nach dem Notruf
Nachdem ein Notruf in der Leitstelle eingeht, werden parallel zum Rettungsdienst die in einer App registrierten, qualifizierten Ersthelfenden geortet und gegebenenfalls alarmiert. Die Lebensretter-App berechnet georeferenziert, welche Ersthelfenden den Notfallort in der kürzesten Zeit erreichen, und navigiert die ersten beiden Helfenden sprachgesteuert direkt dorthin, um mit der Wiederbelebung zu beginnen. Der Algorithmus der App berücksichtigt dabei, welches Verkehrsmittel (zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Auto) den Helfenden zur Verfügung steht. Falls keine der alarmierten Personen einen automatisierten externen Defibrillator (AED) mit sich führt, wird eine weitere Person beauftragt, einen öffentlich zugänglichen AED abzuholen. Die Projektverantwortlichen vom DRK in Aalen widmen sich hier der Frage, inwieweit die 5G-Technologie dazu beiträgt, die immer komplexer werdenden Algorithmen schneller zu verarbeiten.

Innovativer Einsatz von Rettungsdrohnen 
Bereits bei der Alarmierung der Ersthelfenden wird ebenfalls über die Lebensretter-App eine AED-Rettungsdrohne voralarmiert. Falls kein AED in der Nähe vorhanden ist oder ein Zeitvorteil besteht, startet diese. Die Drohne ermittelt eigenständig und dynamisch die schnellste Flugroute zum Einsatzort und fliegt teilautonom, auch außerhalb der Sichtweite der überwachenden Fernpiloten an die Einsatzstelle. Über die Bordkamera der Drohne erhält die fernsteuernde Person in Echtzeit einen Überblick über die Situation und kann somit auch manuell in den Flugbetrieb eingreifen. Die am Notfallort anwesenden Helfenden werden über die voraussichtliche Ankunftszeit der Drohne informiert und markieren einen geeigneten Landeplatz. 

Am Notfallort
Die eintreffenden Helfenden übernehmen die Reanimation, welche die Notrufwählenden bereits mit der telefonischen Unterstützung durch die Leitstelle begonnen haben und setzen zusätzlich ein Reanimations-Feedback-Gerät ein. Der mit einer Smartphone-App verbundene Sensor gibt Rückmeldung zur optimalen Drucktiefe, Druckfrequenz und Entlastung bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) und sichert so die Reanimationsqualität. Die App des Feedback-Sensors kann direkt aus der Lebensretter-App gestartet werden und unterstützt die HLW durch audiovisuelle Anweisungen. 

Telemedizin im Rettungsdienst und in der Klinik
Der am Einsatzort eintreffende Rettungsdienst verfügt über eine erweiterte telemedizinische Ausrüstung. Dazu gehören leistungsfähige Smartphones, eine im Rettungswagen installierte Bordkamera und Augmented-Reality-Brillen (AR), die eine audiovisuelle Kontaktaufnahme mit dem Klinikum ermöglichen. Zudem hat das ärztliche Personal in der Zentralen Notaufnahme die Möglichkeit, auf die Vitaldaten-Telemetrie des Rettungsdienstes zuzugreifen. Alle Vitaldaten, die von der Monitoreinheit erfasst werden, werden in Echtzeit an das Klinikum übertragen. Diese Informationen stehen den entsprechenden Fachdisziplinen, wie der Kardiologie, zur Verfügung. Neben der Kardiologie können auch andere Fachabteilungen in das audiovisuelle Konsil eingebunden und bereits spezifische Maßnahmen zur Versorgung in der Klinik veranlasst werden. Über die AR-Brillen können mit Hilfe von Screensharing Informationen aus der Klinik, z. B. vorhandene Arztbriefe, direkt an die Einsatzstelle des Rettungsdienstes projiziert werden.

Des Weiteren wurden Mitarbeitende des Rettungsdienstes im Umgang mit Ultraschallgeräten geschult. Über die telemedizinische Komponente der Geräte besteht für Notfallsanitäterinnen und -sanitäter die Möglichkeit, Hinweise zur Durchführung des Untersuchungsverfahrens zu erhalten, wobei das Ultraschallbild in Echtzeit an das Klinikum übermittelt und dort befundet werden kann. Durch einen Behandlungskapazitätsnachweis erhalten die Mitarbeitenden des Rettungsdienstes Auskunft darüber, welche nächstgelegene Klinik über freie Ressourcen verfügt, um die Patienten in der geeigneten Fachdisziplin aufzunehmen. Durch das Data-Sharing der präklinischen Einsatzdokumentation erhält das ärztliche Personal in der Klinik bereits vor Ankunft der Patienten einen ersten Überblick über deren Zustand und den Verlauf der Vitaldaten. Aktuelle Entwicklungen im Bereich Speech-to-Text, in Verbindung mit einer KI-Funktion, vereinfachen das elektronische Dokumentationsverfahren und ermöglichen den Rettungsdienstmitarbeitenden, sich auf die Versorgung der Notfallpatienten zu konzentrieren.

Aktueller Stand der Entwicklungs- und Erprobungsphase
Die dargestellten Entwicklungen befinden sich derzeit in der Erprobungsphase. Einige Komponenten werden bereits im Realbetrieb eingesetzt, während andere unter Laborbedingungen oder in realistischen Simulationsumgebungen getestet werden. Die Demonstration von Machbarkeit und die Bewertung des Nutzens einer in die Notfallversorgung integrierten AED-Rettungsdrohne erfolgt im Rahmen von realitätsnahen Übungsszenarien, bei denen Ersthelfende, Lebensrettende und der Rettungsdienst eingebunden sind. In einer Simulationsumgebung, in welcher die errechnete Eintreffzeit der Ersthelfenden und der Rettungsmittel aus den realen Bewegungsdaten zusammenfließen, können Drohnenstandorte, zeitliche Optimierungen und wirtschaftliche Erkenntnisse für den Drohneneinsatz oder für eine AED-Bereitstellung abgeleitet werden. Der teilautonome Drohnenflug außerhalb der Sicht erfordert eine spezielle Genehmigung der zuständigen Landesluftfahrtbehörde. Der DRK-Kreisverband Aalen ist hierzu als Luftfahrtbetreiber registriert und hat erfolgreich acht Piloten mit den erforderlichen Führerscheinen und Einweisungen ausgebildet.

Wissenschaftliche Begleitung und Ausblick
Im Rahmen des Projekts werden 5G-Technologien wie Router, Ultraschallgeräte, Mobil­telefone und Tablets, AR-Brillen sowie eine Drohne eingesetzt. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Erste Ergebnisse aus einzelnen Teilaspekten wurden bereits evaluiert. Bis zum Ende des Jahres sollen die abschließenden Ergebnisse aus dem Projekt „Rettungskette 5G“ vorliegen. Dann gilt es anhand der gewonnenen Erkenntnisse festzustellen, welche Elemente des Projekts für eine flächen­deckende Regelversorgung praxis­tauglich sind.

Ein Beitrag von:
DRK-Kreisverband Aalen e. V.
Projektteam Rettungskette 5G

Bilder: © DRK-Kreisverband Aalen e. V., Globe UAV GmbH

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